Heute ist Mittwoch, aber das ist eigentlich auch der einzige Unterschied zur Aufnahme der letzten Folge. Der Kaffee duftet, der Himmel ist noch ein bisschen grau und wir sitzen schon wieder zusammen, Mikro an, Notizen auf dem Tisch.
In der letzten Folge haben wir uns angeschaut, was ChatGPT kann und was nicht. Wir haben euch gezeigt, wie ihr KI-generierte von menschlich erstellten Texten unterscheiden könnt und ein paar Tipps zum Prompting zusammengetragen. Heute wird’s etwas ernster. Denn sobald KI-Texte veröffentlicht, geteilt oder gar verkauft werden sollen, stellt sich unwillkürlich die Frage: Ist das eigentlich erlaubt?

Da auch wir uns immer wieder mit dieser und ähnlichen Fragen konfrontiert sehen, reden wir in dieser Folge über die Aspekte Recht und Ethik. Klingt auf den ersten Blick trocken, ist in Wahrheit aber echt interessant und betrifft jeden, der mit KI arbeitet, schreibt oder Content erstellt.

Kurz gesagt: Niemandem.
Nur Werke, die von Menschen geschaffen werden, sind urheberrechtlich geschützt. Somit ist ein von ChatGPT geschriebener Text gemeinfrei, das heißt du darfst ihn theoretisch nutzen, verändern, veröffentlichen.

Aber: Nur weil man etwas darf, heißt das noch lange nicht, dass man es auch sollte.

Denn wer einen KI-Text eins zu eins übernimmt und unter eigenem Namen veröffentlicht, gibt etwas als eigenes geistiges Eigentum aus, das es nicht ist. Rechtlich mag das (noch) kein Problem sein, aber ethisch ist es äußerst fragwürdig.

Hier spricht jetzt die Journalistin in mir: Wir sind dem Pressekodex des Deutschen Presserates verpflichtet, deshalb möchte ich den Sprecher des Presserats Manfred Protze aus dem Magazin KOM aus dem September 2024 zitieren: „Wer sich zur Einhaltung des Pressekodex verpflichtet, trägt die presseethische Verantwortung für alle redaktionellen Beiträge, unabhängig von der Art und Weise der Erstellung. Diese Verantwortung gilt auch für künstlich generierte Inhalte.“ Wer also KI-generierte Texte eins zu eins übernimmt, ohne zu prüfen oder zu überarbeiten, riskiert Fehler, Glaubwürdigkeitsverlust und wirkt austauschbar. Mein Tipp: Nutzt die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zum Brainstormen, um die Kreativität anzukurbeln, wenn diese nicht sofort anspringen will und betrachtet die Texte als grobe Rohware. Wenn ihr sie dann überarbeiten und dem geschriebenen Wort eure eigene Stimme verleiht, macht ihr den oft austauschbar und tröge klingenden Text zu eurem eigenen unverkennbaren Werk.

Hier wird’s tricky: Auch KI-generierte Bilder haben keinen klassischen Urheber. Aber Vorsicht, denn viele Bildgeneratoren greifen auf Trainingsdaten zurück, die aus urheberrechtlich geschützten Quellen stammen.

Dazu kommt: Wenn ein KI-Bild eine echte Person abbildet oder einem Markenlogo ähnelt, kann das zu Verstößen gegen Persönlichkeits- oder Markenrechte führen.

„Sind diese (Bilder) mithilfe von KI entstanden, müssen sie als Symbolbilder gekennzeichnet werden. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass künstlich generierte Bilder die Realität abbilden.” (Manfred Protze, Magazin KOM 09/24)
Unser Tipp: Verwende KI-Bilder nur, wenn du weißt, woher sie kommen, oder nutze sie, genau wie die generierten Texte, lediglich als Ideenskizze für eigene Entwürfe.

Technisch ist heute fast alles möglich. Aber die eigentliche Frage lautet: Was ist verantwortungsvoll und vertretbar?

Ist man einmal darauf aufmerksam gemacht worden, fällt es tatsächlich in vielen Bereichen auf: KI-Texte, die zwar auf den ersten Blick neutral klingen, tragen unbewusst so genannte Bias, also Vorurteile oder Verzerrungen, weiter.
Fragt man ChatGPT zum Beispiel nach einem CEO, bekommt man fast immer denselben Typ gezeigt: männlich, weiß, Anzug, selbstbewusstes Lächeln. Bestimmte kulturelle Vorstellungen werden als Standard gesetzt. Das ist stereotypisch, diskriminierend, unausgewogen und kann sich zu einem echten Problem auswachsen. Besonders heikel sind solche Bias im Recruiting, im Journalismus und bei politischen Themen.
Jedoch ist das kein böser Wille der KI, sie spiegelt lediglich die Daten, mit denen sie trainiert wurde. Deshalb hier ein Tipp zum Umgang mit diesem Hindernis: Erkennen, hinterfragen, diversifizieren, und die KI bewusst nutzen, denn sie ist ein Werkzeug, kein objektiver Richter.

  1. Darf ich das, was ich da veröffentliche, rechtlich wirklich nutzen?
  2. Wem schade ich, wenn ich es tue?
  3. Sollte ich transparent machen, dass der Text von KI unterstützt wurde?
  4. Trägt der Text unbewusst Vorurteile weiter?
  5. Ist der Einsatz an dieser Stelle sinnvoll oder einfach nur bequem?

Was viele vergessen, sind die immensen Energiekosten. Und KI kostet Energie. Viel Energie.
Jede Textgenerierung, jedes Bild, jede Anfrage verbraucht Strom.

Deshalb gilt für uns: KI da einsetzen, wo sie echten Mehrwert bringt und nicht einfach, weil sie gerade „cool“ ist.

KI kann Texte schreiben, Bilder malen, Stimmen klonen. Aber sie hat kein Bewusstsein, keine Haltung, keine Verantwortung.
Das bleibt unsere Aufgabe als Journalist:innen, als Unternehmer:innen, als Menschen.

In Teil 3 unserer Mini-Serie „ChatGPT ungeschminkt“ schauen wir nach vorn: Welche Chancen bringt KI? Wo liegen Risiken und wie können wir die Zukunft aktiv gestalten, statt nur zu reagieren?

Es wird visionär, ein bisschen Sci-Fi aber wie immer mit Bodenhaftung, Kaffee und der richtigen Portion Gilles²-Humor.

🎧 Hier geht’s direkt zur zweiten Podcast-Folge: Gilles² – TEIL 2

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